CDT Tag 119: Zwangspause

Tagesmeilen: 0, gesamt: 2000

Über Nacht hat es wieder heftig gewittert, in der Früh hat‘s geregnet und die Wettervorhersage sagt mehr Gewitter mit Starkregen und Überflutungen voraus. Da möchte ich nicht oben in den Bergen sein. Ich beschließe, den Abschnitt bis Augusta zu überspringen, nach Augusta zu hitchen und am übermorgen, wenn wieder schönes Wetter angesagt ist, von Augusta weiter zu laufen. Aber ein schlechtes Gewissen hab ich schon… 

Dann passiert etwas, was eine Pause unumgänglich macht: Ich verlasse das Motelzimmer in voller Regenmontur, mit Rucksack auf, um per Anhalter nach Augusta zu fahren, übersehe eine Stufe, knicke heftig um und stürze. Zum Glück hat mich keiner gesehen, ich komme mir ziemlich blöd vor. Aber es tut richtig weh! Ich hüpfe auf dem gesunden Fuß ins Zimmer zurück, werfe den Rucksack ab und mich auf‘s Bett, um den Schaden zu begutachten. Nach ein paar Minuten lässt der Schmerz zum Glück nach, ich kann auftreten, aber der Knöchel (linker Fuß, Außenseite) schwillt an. 

Zum Vergleich der gesunde Fuß:

Ich erhole mich erstmal eine halbe Stunde von dem Schreck und humpele dann zur Straße, um wie geplant nach Augusta zu hitchen. Zwei Stunden und drei Rides später komme ich dort an. Es sind aber auch fast 60 Meilen Fahrt auf zwei verschiedenen Highways.

Augusta ist kleiner als Lincoln, aber viel schöner. Die Motelbesitzer sind total nett und im Motel gibt’s auch ein gutes und preisgünstiges Café. Außerdem habe ich Diva hier wieder getroffen. Er geht aber morgen weiter und ich gönne meinem Knöchel auf jeden Fall noch einen Tag Ruhe. Ich hoffe, das reicht aus. Logan, ein Hiker aus Luxemburg, der im Nachbarzimmer wohnt, hat mir noch ein paar entzündungshemmende Wunderpillen gegeben.

CDT Tag 118: Ungeplanter Stopp in Lincoln

Tagesmeilen: ca. 18, gesamt: 2000!

Gestern habe ich es ja gerade noch bis zum Outfitter geschafft, bevor das Gewitter losgegangen ist. In einer Gewitterpause konnte ich dann mein Zelt aufbauen und kochen, es kam sogar nochmal kurz die Sonne raus. Später am Abend hat‘s dann wieder gewittert und auch die ganze Nacht immer wieder. Am Morgen ging’s immer noch weiter, ich wollte gerade mein Zelt abbauen, da hat’s wieder angefangen zu schütten. Also hab ich noch einen Kaffee getrunken und bin in einer Regenpause schließlich losgegangen.

Es wurde aber nicht besser und bei Gewitter oben in den Bergen fühle ich mich gar nicht wohl. Daher hab ich dann bei der nächsten Gelegenheit eine Dirtroad runter nach Lincoln genommen und mich in einem Motel einquartiert. 

Ich hab mich ja wie ein Weichei gefühlt, aber damit bin ich nicht allein: so gut wie alle Hiker, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, sind auch hier. Und ich habe The Brain wieder getroffen. Mit ihm war ich in einem Shuttle zur mexikanischen Grenze, aber seit Albuquerque habe ich ihn nicht mehr gesehen. Beim Outfitter gestern habe ich ihn knapp verpasst.

CDT Tag 117: Der vollgestopfteste Outfitter der Welt

Tagesmeilen: 19,1, gesamt: 1982,1

Heute habe ich mir nur wenige Meilen vorgenommen und konnte daher ein wenig ausschlafen. Während ich noch im Zelt war und Kaffee getrunken habe, sind schon einige Hiker an mir vorbei gelaufen. Die Bubble hat mich eingeholt und ich lasse sie alle an mir vorbei ziehen. Es kommt mir so vor, als ob alle jetzt so schnell wie möglich in Kanada ankommen wollen und immer schneller werden. Ich kann mir halbwegs Zeit lassen, ich habe mir einen Flug zurück nach New Mexico für den 8.9. gebucht. Das sind noch gut zwei Wochen für etwa 300 Meilen.

Heute habe ich unterwegs eine meiner Sandalen verloren. Aber noch bevor ich das bemerkt habe, hatte ich sie schon wieder zurück. Wild Turkey war kurz hinter mir und hat sie gefunden und mitgenommen. Was für ein Glück!

Ich campe heute neben dem vollgestopftesten Outdoorladen der Welt. Er gehört Dave, der selber Thruhiker ist, und ist ausgestattet nach dem Motto „Was er nicht hat, braucht auch niemand.“ Und das alles auf engstem Raum. Hiker dürfen auf dem Grundstück umsonst campen, das Dixie-Klo benutzen, Wasser auffüllen und ihren Müll entsorgen. Wenn ich das alles schon so nutzen darf, hab ich natürlich auch was gekauft: einen neuen Wasserbeutel und ein paar Snacks. Und wenn ich gewusst hätte, was es für eine Auswahl an Essen gibt, hätte ich in Helena nicht soviel gekauft und lieber hier noch mehr gekauft. Es war gar nicht mal so teuer und ich hätte die letzten gut 40 Meilen nicht soviel schleppen müssen. Fotos konnte ich leider keine machen, das möchte Dave nicht. Früher hatte Dave seinen Laden übrigens in Südkalifornien direkt am PCT, daher kannten Chris und ich ihn schon. 

CDT Tag 116: Roadwalking und Gewitter

Tagesmeilen: 23,7, gesamt: 1963,0

Dank Uber bin ich heute früh losgekommen, um 8:00 Uhr war ich schon am Trailhead. Heute ging’s viel über Dirtroads, leichtes Laufen und so bin ich schneller vorangekommen als gedacht. 

Aber mein Rucksack war schwer! Essen für 5 Tage und ich hab doch immer soviel Hunger! Ich hab fast soviel Essen dabei, wie wir auf dem PCT für uns zwei hatten und ich esse fast immer alles auf! 

Beim Mittagessen versuche ich immer, etwas Abwechslung zu schaffen. Auf diesem Abschnitt gibt es English Muffins mit Kräuterpaste, Salami und Käse. 

Und Huckleberries hab ich auch wieder gefunden.

Es gab wieder wenig Wasser heute, aber ich hatte Glück, ein Farmer hat mich in seinem Auto überholt und mir Wasser geschenkt. So konnte ich mir einen Umweg zu einer Quelle sparen. 

Später hat mich noch ein Gewitter mit Hagel ausgebremst, es hat nicht lange gedauert, und ich habe es unter einem Baum abgewartet. Rucksack, Beine und Füße habe ich mit meiner Zeltunterlage zugedeckt, so ist alles schön trocken geblieben.

Am Abend kurz vor meinem geplanten Campspot hat‘s wieder gedonnert und ich dachte, dass ich es vielleicht gerade noch schaffe, mein Zelt aufzubauen, bevor es los geht. Aber dieses Gewitter zog vorbei.

CDT Tag 115: Helena

Tagesmeilen: 0,3, gesamt: 1939,3

Quasi ein Zero Day heute. Ich schlafe aus, frühstücke und laufe ein paar Hundert Meter zum Highway. Ein Auto mit zwei Frauen biegt gerade in den Parkplatz ein. Sie fragen, ob ich den CDT gehe, und sagen, dass sie eine Runde Laufen gehen, mich danach aber gerne mit nach Helena nehmen. Ich bedanke mich, hoffe aber, dass ich schon früher mitgenommen werde. Am Highway warte ich ca. 2 Minuten, bis das erste Auto kommt, und ich werde sofort mitgenommen! Jeff ist Familenvater und räumt erstmal den Kindersitz für mich beiseite. In den Becherhaltern des Kindersitzes ist auf einer Seite ein Fruchtpüree, auf der anderen Seite eine Handvoll Gewehrpatronen. Montana halt. Jeff erzählt mir, dass er gestern einen Grizzly auf dem Grundstück eines Nachbarn erschossen hat. Als er an einer Tankstelle Zigaretten holt, bringt er mir eine Banane und ein süßes Gebäckteilchen mit. Und er fährt mich direkt bis zu Steves Café, wo ich frühstücken möchte. Nur leider wusste ich nicht (und er vielleicht auch nicht), dass es zwei Steves Cafés in Helena gibt. Und ich wollte eigentlich in das andere, weil das nah bei meinem vorgebuchten Motel liegt. So hab ich halt noch einen Verdauungsspaziergang von knapp zwei Meilen gemacht. Aber das Frühstück war sehr lecker.

Später gab’s dann das übliche Programm, Duschen, Bloh updaten, einkaufen für die nächste Etappe, mehr essen, planen, ausruhen…

CDT Tag 114: Aua

Tagesmeilen: 25,1, gesamt: 1939,0

Heute früh war‘s etwas diesig und roch mal wieder nach Rauch. Ein paar Blowdowns gab’s auch wieder, nichts Wildes, aber auch die leicht zu überkletternden bremsen einen aus.

Dabei habe ich mir aber nicht wehgetan, sondern auf ganz leichtem Trail. Ich bin so tagträumend vor mich hin spaziert, und auf einmal bin ich über einen Minibaumstumpf gestolpert. Meistens kann man das ja noch irgendwie abfangen, aber heute bin ich bäuchlings mit dem Gesicht im Dreck gelandet. Aber ich hab mir zum Glück nur das Knie etwas angeschrammt.

Es ging viel durch Wald, nur ab und zu gab’s etwas Aussicht.

Die Gegend ist wieder sehr trocken, mittags konnte ich zum Glück an einem Watercache mein Wasser auffüllen. Das muss dann auch reichen bis morgen früh. Ganz schöne Schlepperei, ich nehme fast drei Liter mit.

Am frühen Nachmittag haben mich dann dunkle Wolken, Blitz und Donner eingeholt. 

Aber die Gewitter zogen an mir vorbei, ich habe nur ein paar Regentropfen abbekommen.

Etwas später gab’s Trailmagic, eine Kühlbox mit Sodas! So oft gibt’s das ja nicht auf dem CDT.

Heute hab ich zwar keinen Bären gesehen, aber reichlich Hinterlassenschaften.

Gegen 18:00 Uhr habe ich dann den Highway nach Helena erreicht. Aber statt heute noch nach Helena zu trampen, campe ich am Trailhead und werde morgen früh trampen, so spare ich mir eine Hotelübernachtung. Und draußen schlafe ich meistens auch besser.

CDT Tag 113: Bär 🐻

Tagesmeilen: 23,4, gesamt: 1913,9

Heute Morgen habe ich mal wieder etwas ausgeschlafen und bin erst um 7:00 gestartet. Da war’s auch gar nicht mehr so kalt. Kurze Zeit später habe ich meinen zweiten Bären dieser Reise gesehen. Er war sehr nah, vielleicht 15 Meter vor mir auf dem Trail, ist aber sofort weggerannt, als er mich bemerkt hat. Ich denke, es war ein junger Schwarzbär, er war sehr dunkel und eher klein.

Die Gegend hier ist wieder eher hüglig mit Wald und Wiesen, aber eher wenig Wasser, jedenfalls jetzt im Spätsommer.

Am Nachmittag hab ich einmal eine falsche Abzweigung genommen, das war sehr ärgerlich. Ich hab’s erst nach etwa einer Viertelstunde gemerkt und es ging die ganze Zeit bergab. Das Zurückgehen bergauf hat dann länger gedauert…