Dienstag, 9. November 2021

Tag 10: Sattel vor Kamèno Vràchos bis Olivenhain vor Kloster Zodocho Pigis

 28,66 Kilometer
   843 Höhenmeter ↗
1.798 Höhenmeter ↘

Bisher waren die Nächte immer wärmer, als wir vorher gedacht hatten, heute Nacht war eine Ausnahme: Wir hatten leichten Frost, als wir nach dem Frühstück starteten, lag Rauhreif auf den Wiesen.

Der Tag begann sehr anstrengend: Auf der Karte sah der Weg nicht schwierig aus, die ersten Kilometer führten immer am Hang lang, ohne große Steigungen. Die Wirklichkeit sah da schon anders aus, der Weg führte immer kurze Stücken steil rauf und runter, war sehr steinig, umgestürzte Bäume mussten über- oder unterklettert werden, so langsam kamen wir bisher noch nie voran, für die ersten 5 Kilometer brauchten wir fast zwei Stunden!

Kurz vor Spartia kamen wir dann auf eine Fahrstrasse, und das letzte Stück nach Arna ging wieder schnell voran. In Arna hatten wir fest mit einer Bäckerei gerechnet, wo wir für eine spätere Mittagspause einkaufen wollten, aber die gab es anscheinend nicht mehr und die Taverne war auch noch zu. So bewunderten wir nur die riesige Platane am Dorfplatz und füllten unser Wasser auf.







Anschließend ging es wieder anstrengend weiter, erst hinab in an Flussbett, dann wieder steil rauf, aber schön schattig, zum Kloster "Panagia Giatrissa". Nach dem Anstieg hatten wir richtig Hunger, aber nichts Richtiges mehr zum Mittagessen, da es ja die Bäckerei in Arna, mit der wir fest gerechnet hatten, nicht mehr gab. Also kochten wir statt dessen unser letztes Abendessen, und beschlossen, später einen Abstecher nach Agios Nikolaos zu machen, wo es eine Taverne und einen Laden geben sollte.



Diesen Sommer hatte es in Griechenland, auch auf dem Peloponnes, verheerende Waldbrände gegeben. Auf unserem bisherigen Weg hatten wir davon nichts gesehen, das sollte sich jetzt ändern. Fast der gesamte Weg ab dem Kloster bis zum Meer führte nun durch verkohlte Olivenhaine. Teilweise spitzte schon wieder das erste Grün hervor, trotzdem war es schrecklich anzusehen. Die Dörfer, durch die wir bis zum Meer noch kamen, waren alle verschont geblieben, viele einzeln stehende Häuser waren jedoch verbrannt.






Gegen 16:00 Uhr erreichten wir Agios Nikolaos, ein Abstecher von gut einem Kilometer. Als wir am Dorfplatz ankamen: Enttäuschung! Es gab zwar eine Taverne und auch einen kleinen Laden, aber beides hatte zu! Ansonsten wirkte der Ort wie ausgestorben. Aber die Griechen machen ja lange Siesta, wir setzten uns also auf eine Bank, kochten unseren letzten Kaffee und warteten. Bis auf ein Frühstück und wenige Snacks hatten wir auch nichts mehr zu essen... 
Um 17:00 Uhr tat sich immer noch nichts😒 Kurze Zeit später hielt ein Auto vor uns, der Fahrer sagte, er wäre Pavlos und fragte auf englisch, ob wir auf die Schlüssel zum AirB'n'B warten. Wir verneinten, und fragten im Gegenzug, ob und wann denn die Taverne öffnen würde. "Maybe at seven..." "And the shop?" "The same..." Ob wir denn Hunger hätten, war die nächste Frage, er hätte die Schlüssel zum Laden. "Und ob!" Wir stürmten den Laden und drei Dosen Bier, zwei Eis, zwei Tütchen Chips und eine Packung Kekse gingen in unseren Besitz über (es gab nicht wirklich viel Auswahl...). "10 Euro, maybe a little more, or a little less, give me 10 Euro". Unser Abend war gerettet!
Nachdem wir ein Bier und die beiden Eis sofort verdrückt hatten, wanderten wir noch ein paar Kilometer weiter und fanden ein verstecktes Plätzchen in einem nicht verkohlten Olivenhain.












Tag 9: Schutzhütte Taygetos - Profitis Ilias - Sattel vor Kamèno Vràchos

17,13 Kilometer
1.264 Höhenmeter ↗
1.383 Höhenmeter ↘

Heute morgen frühstückten wir bei einem traumhaften Sonnenaufgang und Ausblick auf der Terrasse der Schutzhütte. Wir ließen unser Zelt stehen und starteten mit leichtem Gepäck zum Gipfel des Profitis Ilias. Ohne das Übernachtungsgepäck fühlten sich die Rucksäcke so leicht an, wir flogen förmlich hinauf😀.

Ausblick und Wetter waren traumhaft, der schönste Abschnitt bisher! Am Gipfel war es allerdings sehr windig und kühl, so hielten wir uns nicht lange auf und waren nach weniger als drei Stunden schon wieder zurück an der Hütte.













Zurück an der Hütte bauten wir schnell das Zelt ab und wieder schwerer bepackt ging es weiter. Wir waren nun wieder im Wald, teilweise ging es aber auch in leichter Kletterei über Felsblöcke und man musste gut auf den Wag achten. Nach etwa einer Stunde erreichten wir "Pentavli": ein paar Hütten und eine Quelle, wo wir eine ausgiebige Mittagspause machten.



Danach hatten wir es nicht mehr allzu weit. Es ging noch einmal steil hinauf über einen Sattel, an einer Kapelle mit Quelle vorbei, kurz über eine Forststrasse, dann wieder auf einen Sattel mit einer kleinen Kapelle, wo wir übernachteten.




Tag 8: Mystras bis Schutzhütte Taygetos

22,33 Kilometer
1.588 Höhenmeter ↗
   357 Höhenmeter ↘

Von Mystras aus ging es hinauf ins Taygetos Gebirge, dies sollte der Höhepunkt des E4 auf dem Peloponnes sein. Nach den vielen Forststrassen der letzten Tage sollte es hier wieder schöne Wanderwege geben. Aber es versprach auch anstrengender zu werden: Wasserquellen sollten teilweise weiter auseinander liegen, und es gab weniger Tavernen😉.

Ab Mystras entschieden wir uns, die ersten Kilometer auf einer Alternative zum E4 zu gehen. Diese Alternative führte teils steil hinauf durch eine sehr schöne Schlucht. Nach knapp einer Stunden trafen wir bei einer Kapelle wieder auf den E4.





Weiter ging es zum Kloster Faneromeni, anschließend kurz entlang der Strasse, dann wieder auf einem schönen Wanderweg nach Anavryti, wo wir nach insgesamt gut 2 Stunden ab Mystras ankamen. Wir machten noch eine kurze Pause in einer Taverne (die letzte für längere Zeit), wo uns ein paar nette ältere Damen am Nebentisch zum Kaffee einluden.





Nach unserem Wanderführer wäre dies eine Etappe gewesen, allerdings war es noch nicht mal 11:00 Uhr. Also hängten wir die nächste Etappe bis zur Taygetos Schutzhütte gleich noch an.
Es ging erst gemütlich, dann aber sehr steil durch den Wald hinauf zur Quelle Lakomata. Ein schöner, schattiger Ort mit reichlich eiskaltem Wasser, wo wir eine ausgiebige Mittagspause machten.
Danach ging es zunächst steil weiter, dann aber sehr lange mit schönen Ausblicken zurück nach Sparta und voraus zum Meer fast eben den Hang entlang. 
Im Internet hatten wir gelesen, dass die Quelle "Barbara" kurz vor der Schutzhütte trocken sein könnte (an der Hütte selbst gibt es kein Wasser). Also nahmen wir einige Kilometer vorher genug Wasser für den restlichen Tag und den halben nächsten Tag mit, eine ganz schöne Schlepperei. Und noch eine Zwangspause, die Quelle floss nur sehr spärlich und es dauerte einige Zeit bis unsere Flaschen voll waren. Der Aufwand stellte sich aber als notwendig heraus, die Quelle kurz vor der Hütte war tatsächlich trocken.
Am Abend waren wir zum ersten Mal nicht ganz allein. Die Hütte war zwar geschlossen, aber man kann auch mit dem Auto dort hoch fahren, und das taten auch einige.