Letzte Nacht hab ich ganz wunderbar geschlafen. Als ich etwas früher als sonst aufgewacht bin, schien mir der Mond mitten ins Gesicht und die Kopfschmerzen waren fast weg (im Laufe des Tages waren sie irgendwann ganz weg). Ich hab mich aber noch ein paarmal rumgedreht und bin wie üblich gegen 6:30 Uhr losgelaufen. Es war nicht weit bis zum Skiresort Copper Mountain.
Noch vor 8 war ich dort und bin praktisch direkt auf den Starbucks zu gelaufen, da konnte ich nicht widerstehen.
Nach der Stärkung habe ich den ersten Pass des Tages in Angriff genommen, Uneva Pass. Der Weg rauf war wunderschön, durch duftende Wälder und blühende Wiesen und immer wieder gab’s schöne Aussicht, das ganze bei strahlend blauem Himmel.
Weiter oben lag dann noch etwas Schnee und kurz vor dem Pass hab ich dann sogar meine Mikrospikes angezogen. Das Schneefeld war zwar eigentlich nicht besonders schwierig, aber es ging neben mir sehr steil runter.
Auf der anderen Seite des Passes war dann schon mehr Schnee und bei einem Schneefeld, einer Traverse eines steilen Hangs, wäre ich ohne Mikrospikes tatsächlich umgekehrt. Neben mir geht es sehr steil runter, zwar nicht in einen Abgrund, aber in einen Geröllhaufen. Die Spur durch den Schnee war nicht besonders ausgeprägt. Seit Copper Mountain bin ich mal wieder auf einer Alternativroute unterwegs und man merkt, dass hier noch nicht so viele Leute langgegangen sind. Nach der Überquerung war ich fast ein bisschen zittrig…
Nun ging es weiter mal auf Trail, mal über Schnee und mal über nasse Wiesen, so dass meine Schuhe bald völlig durchnässt waren.
Aber dann wurde es erst richtig übel: Es ging in den Wald und hier war überall tiefer Schnee. Ein Weg war nicht mehr zu erkennen, manchmal habe ich Fußspuren gesehen und immer wieder bin ich bis zur Hüfte im Schnee versunken, Mehrmals hätte ich fast meine Schuhe verloren. Den Weg und die Fußspuren hab ich auch bald verloren und bald hatte ich mich völlig im Wald verfranzt. Egal, dachte ich, ich sehe zu, dass ich irgendwie weiter runter komme und suche den Weg dann wieder. War aber keine gute Idee, überall umgestürzte Bäume, ich bin fast gar nicht vorangekommen.
Irgendwie hab ich den Weg aber dann doch wiedergefunden und dann waren auch die Fußspuren wieder deutlich zu sehen. Und irgendwann hatte ich den Schnee auch hinter mir. Und ich hatte Hunger, meine übliche Mittagszeit war längst vorbei. Aber am Ende des Abstiegs wartete noch eine Flussdurchquerung, die wollte ich vor der Pause noch hinter mich bringen, da meine Füße ja sowieso schon klatschnass waren.
Gegen 13:30 Uhr war der Abstieg und die Flussüberquerung schließlich geschafft! 2 Stunden habe ich für die 3 Meilen vom Pass gebraucht. Und ich war auch ganz schön geschafft. Besonders das Postholing (Einsinken in den Schnee, mal bis zum Knie, aber auch mal bis zur Hüfte) ist super anstrengend.
In der Pause habe ich einen neuen Plan gemacht: Eigentlich sollte es heute über noch so einen Pass gehen. Vielleicht würde ich das irgendwie schaffen, aber mit letzter Kraft und ich mag nicht nochmal sowas! Ich war an einer Wegkreuzung und der Weg flussabwärts führt direkt nach Frisco. Und von dort kann ich einen Radweg an einem Stausee entlang nach Dillon nehmen, wo ich für morgen ein Zimmer reserviert habe. Auf halbem Weg zwischen Frisco und Dillon liegt ein Campingplatz, da könnte ich übernachten.
Nun konnte ich mir Zeit lassen, bin gemütlich nach Frisco hinunter gewandert.
Frisco ist ein netter Touristenort, auf der Mainstreet wurde gerade eine Bühne und jede Menge Stände für ein Straßenfest aufgebaut. Weiter ging’s zum See und den See entlang zum Campingplatz. Nur war dort nichts mehr frei, alles reserviert! Es war inzwischen fast 7 Uhr und ich ganz schön fertig. Also habe ich mich auf der Halbinsel, auf der auch der Campingplatz liegt, irgendwo in die Büsche geschlagen… Ganz wohl fühle ich mich so nah an der Zivilisation ja nicht, aber bis jetzt hat mich noch niemand gesehen, glaube ich. Und jetzt wird’s dunkel, morgen bin ich ganz früh weg. Und vorhin hat‘s gedonnert, gerade dachte ich, das Gewitter zieht vorbei, aber jetzt fängt‘s doch an zu regnen. Im Regen findet mich hier sicher niemand. Mal sehen, wie die Nacht hier wird, von Ferne höre ich die Autobahn, vom Campingplatz schallt Musik rüber und nah bei mir schnattern die Gänse.
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